Wer schläft, der sündigt doch – vielleicht

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Das kennt wohl jeder: Wenn plötzlich gar nichts mehr geht, muss das nicht sofort ein Alarmsignal sein

Es gibt unzählige gute und schlechte Witze über den Büroschlaf, der ja angeblich der gesündeste sein soll. Arbeitgeber sehen das von Natur aus anders, denn wer schläft, der arbeitet nicht und wer nicht arbeitet, hat schließlich auch kein Gehalt verdient. Ein ausgiebiger Schlaf hinter dem Schreibtisch kann zu einer Ermahnung, bei Wiederholung zu einer Abmahnung und im schlimmsten Fall sogar zu einer Entlassung führen. Allerdings halten das heute viele Arbeitsrechtler, Betriebsmediziner und Forscher für eine etwas kurzsichtige Herangehensweise. Formaljuristisch wäre das Vorgehen zwar korrekt, aber es gibt zahlreiche Gründe, am Schreibtisch einzunicken. DOKTUS schaut einmal etwas genauer hin, was es mit dem Büroschlaf auf sich hat, fragt woher er kommt und ob er vielleicht sogar etwas Gutes hat.

Müdigkeit am Arbeitsplatz kann Überarbeitung sein – oder ein anderes Warnsignal

Manchmal sind es ja die scheinbar ganz besonders vorbildlichen Mitarbeiter, denen unvermutet plötzlich die Augenlider herunter fallen. Das sind Kolleginnen oder Kollegen, die abends noch etwas länger bleiben, übers Wochenende noch eine Präsentation fertig machen und möglichst schon als erste am Montagmorgen am Schreibtisch sitzen. Doch Übermut tut auch in solchen Fällen selten gut, denn wer übermüdet ist, verliert rapide an seiner Konzentrations- und damit Arbeitsfähigkeit. Häuft sich die Überarbeitung, kann dass zu Depressionen und schließlich in ein klassisches Burn-Out mit all seinen unangenehmen Folgen führen. Dass dies nicht passiert, dafür gibt es unter anderem einen Betriebsarzt oder eine Betriebsärztin.

Immer wieder kehrende Müdigkeit kann aber auch ganz andere Ursachen haben, zum Beispiel so etwas Triviales wie eine falsche Ernährung. So ist lang anhaltende Müdigkeit ein Symptom für den Mangel an Vitamin B 12. Auch zu wenig Vitamin B1 kann zu Müdigkeit führen. Aber auch die Liste der Krankheiten ist lang, die Müdigkeit oder gar Erschöpfung auslösen. Ganz oben stehen die üblichen Verdächtigen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Doch vielleicht steckt auch eine Glutenunverträglichkeit hinter den Müdigkeitsattacken.

Dass die Leistungskurve im Laufe des Tages etwas abflacht, ist völlig normal. Selbst das berühmte Elf-Uhr-Loch ist keine Erfindung aus der Werbung. Doch meist hilft es schon, ausreichend zu trinken, oder einen kleinen Snack in Form etwa einer Banane zu sich zu nehmen. Doch wem selbst diese kleinen Tricks nicht über den Berg helfen, sollte sich Rat bei der Betriebsärztin oder dem Betriebsarzt holen.

Das gesunde Nickerchen heißt Powernapping

Der vielbelächelte und teils verpönte Büroschlaf ist allerdings gar nicht so schlecht. Im Grunde profitiert sogar der Arbeitgeber am Ende davon. Was früher ein „kleines Nickerchen“ genannt wurde, hat – wie so vieles heute – einen englischen Namen und nicht nur damit eine Bedeutungsaufwertung gewonnen. Denn in dem Wort steckt schon die Kraft, die man aus dem leichten Wegnicken schöpfen kann. Allerdings hat das jetzt nichts mit einer stundenlangen Siesta zu tun. Im Gegenteil: Beim Powernapping liegt der Effekt in der Kürze. Wie lange es dauern soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen gehen von maximal zehn, andere von höchstens 20 Minuten aus. Weniger als sechs Minuten sollten es aber nicht sein. Doch eines ist klar. Der kurze Schlaf regeneriert und macht fit für den Rest des Arbeitstages. Sollte dem allerdings nicht so sein und die Müdigkeit schnell wiederkehren, dann ist ein Besuch bei der Betriebsärztin oder dem Betriebsarzt dringend angesagt.

Doch ehe man sich auf das gesunde Powernapping einlässt, sollte man sich allerdings informieren, ob und in welchem Umfang es von der Geschäftsleitung toleriert wird. Ansonsten lässt sich das kurze Nickerchen auch in die Mittagspause verlegen.

Peter S. Kaspar