Schöne, neue, gedruckte Welt

3d-Druck

Was der 3-D-Druck für die Arbeitssicherheit bedeutet – Bildquelle: Fotolia

Im Raumschiff Enterprise war das immer ganz einfach. Egal ob Schokoladenkuchen für Counselor Troi oder eine Gitarre für einen ungebetenen Passagier aus dem 20. Jahrhundert: Der Replikator replizierte einfach alles. Und das auf Zuruf. Was in den 80er Jahren noch wie ferne Sciencefiction schien, ist schon 40 Jahre später fast Alltag. 3-D-Drucker drucken Schlüssel, Brillen, Aschenbecher, zum Geburtstag vielleicht den eingangs erwähnten Schokoladenkuchen und sogar ganze Häuser. Doch damit nicht genug. Künftig sollen sogar menschliche Organe aus dem Drucker kommen. Bei Haut und Nieren ist das gelungen. Große Fortschritte werden bei Knochen- und Muskelgewebe gemacht. Im Jahr 2027 soll auf der Raumstation ISS sogar das erste funktionsfähige menschliche Herz im Bio-Print-Verfahren ausgedruckt werden. Der Druck-Technik, so scheint es, sind keine Grenzen mehr gesetzt. DOKTUS wagt mal einen Blick hinter die Kulissen und legt die Maßstäbe bei den Themen Arbeitssicherheit und einem gesunden Arbeitsplatz an.

Ist 3-D-Druck gesund?

Doch die schöne neue und gedruckte Welt hat auch ein paar schattige Ecken. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGVU) hat den 3-D-Druck als wichtiges Feld identifiziert, was unter dem Aspekt der Arbeitssicherheit genau beobachtet werden muss. Tatsächlich ist die junge Technologie nicht so ganz gesund. Zwar wächst die Zahl der Materialien, mit denen Gegenstände gedruckt werden können, rasant an. Trotzdem lauern hier die größten Gesundheitsgefahren. Häufig wird zum Beispiel ein Pulver aus Nickel als Druckmaterial genutzt. Das Material ist äußerst feinkörnig und so können Nickel-Partikel bis in den letzten Winkel der menschlichen Lunge gelangen. Zudem kann Nickel auch allergische Reaktionen auslösen. Die DGUV empfiehlt daher beim Umgang mit 3-D-Druckern geeignete Schutzkleidung zu tragen, um den direkten Kontakt mit dem Nickel-Material zu vermeiden. Mit der Untersuchung G 38 (Nickel oder seine Verbindungen) steht zudem auch eine passende Vorsorgeuntersuchung zur Verfügung. Bei der Betriebsbegehung ist zudem darauf zu achten, dass der Raum, in dem der 3-D-Drucker steht, gut durchlüftet und ein ausreichender Abstand zu anderen Mitarbeiter:innen gegeben ist.

Unfälle bei 3-D-Druckern

Abgesehen von Gesundheitsschäden, die durch Druckmaterialien auftreten können, besteht bei 3-D-Druckern auch ein gewisses Unfallrisiko. Zum einen werden die Druckdüsen sehr heiß. Hier besteht eine Verbrennungsgefahr. Zudem könnten sich an dieser Stelle auch andere Gegenstände entzünden. 3-D-Drucker arbeiten außerdem mit Laser-Technologie. Laser können zum Beispiel schwere Augenschäden bewirken. Außerdem können ausgedruckte Produkte auch ihrerseits Unfälle verursachen, wenn sie nicht sachgemäß gebraucht werden. So ist es zum Beispiel nicht besonders klug, einen Kerzenhalter aus einem wärmeempfindlichen Material auszudrucken.

Vorsorge Haut G 24

Teures Sparen mit 3-D-Druck?

Ein guter 3-D-Drucker verführt auch zum Sparen, etwa im Fuhrpark eines Unternehmens. Ersatzteile für Kraftfahrzeuge sind meist sehr teuer, viele sagen, zu teuer. Die Versuchung manche Teile kurzerhand auf dem 3-D-Drucker auszudrucken, ist angesichts von hohen Preisen für Cent-Produkte recht groß. Doch das ist eine zweischneidige Sache. Einerseits ist zu bedenken, dass möglicherweise der Garantieschutz im schlimmsten Fall sogar der Versicherungsschutz verloren gehen könnte. Doch dann gibt es noch einen ganz anderen Punkt: Das ist der Urheberschutz. Vor allem Ersatzteile, die durch ihr erkennbares Design auffallen, sind urheberrechtlich geschützt, man darf sie also nicht so einfach nach machen. Ein kurzfristiges Sparen könnte sich also am Ende als recht teuer erweisen.

Die Angst vor 3-D-Terroristen

Eine ganz andere Angst treibt die Sicherheitsbehörden auf der ganzen Welt um. Im Darknet kursieren Bauanleitungen von Schusswaffen, die ausgedruckt werden können. Der Clou dabei: Wenn die Waffen aus Kunststoff ausgedruckt werden, dann sind viele Scanner auf Flughäfen nicht mehr in der Lage, die Waffen zu erkennen. Terroristen würde es zum Beispiel sehr leicht fallen, Waffen in Flugzeuge zu schmuggeln. Doch diese Sicherheitslücke wird derzeit sehr zügig geschlossen. Trotzdem bleibt es natürlich ein Problem, wenn Waffen einfach so ausgedruckt werden können.

3-D-Druck, was für ein verfluchter Segen

Am Ende ist es mit dem 3-D-Druck wie mit jeder jungen Technologie, die häufig Segen und Fluch zugleich bedeutet. Es entstehen neue Anforderungen an die Arbeitssicherheit, Gefährdungsbeurteilungen müssen neu bewertet werden, neue Berufskrankheiten könnten entstehen. Außerdem stellen sich auch jede Menge neue rechtliche Fragen – und politische. Eine davon betrifft China. Die Volksrepublik gilt als führend in Entwicklung und Herstellung von 3-D-Druckern. Bereits bei den Kommunikationstechnologien wird die starke Dominanz Chinas als gefährlich erachtet. Argwöhnisch beäugt wird die Entwicklung auf dem Energiesektor, auf dem China ebenfalls eine dominierende Rolle anstrebt. Vernetzte 3-D-Drucker, die über chinesische Netze kommunizieren und mit chinesischem Strom betrieben werden, treiben manchen Politiker Sorgenfalten auf die Stirn.

Peter S. Kaspar