Sozialgedöns oder Unternehmensstrategie?
„Und jetzt auch noch die Gefährdungsbeurteilung! Und dieser Papierkram! Und was das alles kostet! Überhaupt ist das bloß alles so ein Sozialgedöns, was da ein paar kranken, linken Hirnen entsprungen ist.“ Solche und ähnliche Klagen hört man immer wieder an so manchem Unternehmerstammtisch. Viele würden sich den Aufwand und die Kosten gern sparen. „Schließlich muss ja überall und immer gespart werden. Und früher war ja auch alles viel besser.“ Ja, ehrlich? Dann wagen wir doch einmal gemeinsam einen Blick in die Vergangenheit, um erstaunt festzustellen, dass einige der erfolgreichsten Unternehmer der Gründerzeit die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter für so wichtig hielten, dass sie immense Summen in die Wohlfahrt der Beschäftigten steckten. Dem Erfolg der Unternehmen hat das nicht geschadet. Im Gegenteil: Ihr Erfolg gründet sich auch auf ihr soziales Engagement in den frühen Jahren. DOKTUS hat ein paar Beispiel herausgesucht.
Carl Zeiss – Patriarch mit Herz
Er konnte schon zornig werden. Wenn einer seiner Mitarbeiter zum Beispiel ein Mikroskop mangelhaft zusammengebaut hatte, dann zertrümmerte er das Teil eigenhändig mit einem Hammer und Lohn gab es dafür auch nicht. Das war gewiss nicht vorbildlich und würde heute auch nicht mehr durchgehen. Doch Zeiss organisierte auch Betriebsflüge, wo er die ganze Belegschaft bewirtete. Mitte des 19. Jahrhunderts galt so etwas als „unerhört!“. Viel wichtiger dürfte allerdings sein, dass er 1875 eine betriebliche Krankenkasse einführte. Jeder Mitarbeiter hatte nun die Möglichkeit zu einem kostenlosen Arztbesuch. Besonders fortschrittlich war auch, dass erkrankte Mitarbeiter bis sechs Wochen eine finanzielle Unterstützung erhielten. Danach halbierte sich der Betrag, aber es wurde weiterbezahlt.
Die Carl Zeiss AG ist heute eines der weltführenden Unternehmen der feinmechanisch-optischen Industrie. Zeiss erwirtschaftete im letzten Geschäftsjahr einen Gesamtumsatz von 10,89 Milliarden Euro.
Krupp und die Kruppianer
Mit dem Namen Krupp verbinden viele den klassischen Stahlbaron aus dem Ruhrgebiet, und damit einen ausgekochten und rücksichtslosen Erzkapitalisten. Tatsächlich sehen das in Essen viele anders. Wer bei Krupp arbeitete, war Kruppianer und das war etwas Besonderes. Über Generationen ist es der Krupp Dynastie gelungen, ihre Belegschaft sehr eng und emotional an das Unternehmen zu binden. Der erste, der einen entscheidenden Schritt ging, war Firmengründer Alfred Krupp. Ihn berührten vor allem die katastrophalen Wohnverhältnisse, in denen die meisten seiner Arbeiter hausten – und die alles andere als gesund waren. Krupp ließ eine Arbeitersiedlung bauen und legte dabei besonderen Wert auf die hygienischen Verhältnisse. Außerdem ließ er Schulen und Krankenhäuser bauen. Sein Sohn führte das soziale Engagement seines Vaters fort, unter anderem mit der Gründung der Krupp-Stiftung:
Das Unternehmen Thyssenkrupp, das aus der Fusion von Krupp und Thyssen entstand, ist heute der größte Stahlkocher der Deutschlands. Der Jahresumsatz liegt bei 35 Milliarden Euro.
Der Rote Bosch
Eine Legende ist Robert Bosch. Noch heute gehören Sprüche und Sprichworte über ihn zum Stuttgarter Grundvokabular. Er war der erste große Unternehmer, der den 8-Stunden-Tag einführte – zum Entsetzen seiner Kollegen. Für sie war der „Rote Bosch“, ein lupenreiner Sozialist, gefangen im Körper eines Kapitalisten. Er hatte als guter Schwabe durchaus Lust am Geldverdienen und machte daraus auch kein Hehl. Anderen Unternehmern schien er aber auch deshalb wie ein Hexenmeister. Was sie überhaupt nicht begreifen konnten: Bosch bezahlte, trotz 8-Stunden-Tag, seinen Mitarbeitern bis zu 60 Prozent mehr Lohn – und verdiente trotzdem mehr als seine Mitbewerber. Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Robert Bosch konterte das mit dem berühmt gewordenen Satz: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Die Robert Bosch GmbH ist heute ein riesiger Mischkonzern und unter anderem einer der wichtigsten Automobilzulieferer der Welt. Der Jahresumsatz liegt bei Bosch derzeit bei rund 90 Milliarden Euro.
Gesunde Mitarbeiter machen gesunde Unternehmen
Bereits Gründer wie Carl Zeiss, Alfred Krupp oder Robert Bosch wussten schon vor anderthalb Jahrhunderten, dass große Firmen nur aus gesunden und motivierten Mitarbeitern erwachsen können. Viel Wert auf die physische und vor allem auch mentale Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu legen, ist also alles andere als eine linke Spinnerei, sondern eine gut durchdachte und langfristig sinnvolle unternehmerische Entscheidung. Ein wichtiger Schritt dahin sind die betriebliche und die psychische Gefährdungsbeurteilungen. Interessiert? Dann klicken sie diesen Link oder rufen Sie uns an. DOKTUS hilft ihnen, aus gesunden Mitarbeitern eine gesunde Firma zu machen.
Peter S. Kaspar
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