Die Pandemie hat Homeoffice beliebt gemacht

Home-Office

Traum oder Alptraum: Arbeiten in der eigenen Wohnung

So sehr die Pandemie die Menschen in den letzten beiden Jahren auch eingeschränkt hat, so sehr hat sie auch in manchen Bereichen die Arbeitswelt verändert. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben das Homeoffice als Alternative zum Großraumbüro zu schätzen gelernt. Auch die Sozialministerin von Brandenburg, Ursula Nonnenmacher (Bündnis90/Die Grünen) lobt die Möglichkeit, im heimischen Büro zu arbeiten: „Homeoffice hat viele Vorteile, so können Familie und Beruf besser vereinbart werden. Ich begrüße es, wenn die Arbeit von Zuhause in Zukunft verstetigt oder sogar ausgebaut wird.“ Das sieht auch DOKTUS so – allerdings, es gibt auch Probleme, die man beachten muss. Anlässlich des Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April, warnte die Ministerin: „Wir müssen dafür sorgen, dass in der Euphorie über neue Möglichkeiten nicht bewährte Standards im Arbeitsschutz über Bord geworfen werden.“

Gesundheitsschutz wichtiger denn je

Die Sorge von Nonnenmacher ist nicht unberechtigt, denn durch die flächendeckende Möglichkeit zum Homeoffice, werden die bewährten Kontrollmechanismen des Arbeitsschutzes erschwert oder unmöglich gemacht. So weist DOKTUS darauf hin, dass Betriebsärzte in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch eine Betriebsbegehung überprüfen müssen, ob den Beschäftigten möglicherweise gesundheitliche Risiken drohen. In großen Unternehmen, in denen möglicherweise mehrere Hundert Angestellte von zu Hause aus tätig sind, wird es nur schwer umzusetzen sein, jeden einzelnen Homeofficeplatz vom Betriebsarzt abnehmen zu lassen. Doch gerade, wenn man in den eigenen vier Wänden arbeitet, werden die Anforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz gerne unterschätzt. Deshalb ist er im Homeoffice wichtiger denn je.

Kontrolle von staatlichen Stellen

Das sieht auch die Ministerin so: „Auch beim Homeoffice bleibt der Arbeitsschutz zwingend! Digitalisierung und Flexibilisierung müssen menschen- und gesundheitsgerecht in der Arbeitswelt umgesetzt werden.“ Um diesem Anspruch gerecht zu werden, stehen der Abteilung Arbeitsschutz im brandenburgischen Sozialministerium rund 50 Beamtinnen und Beamte zu Verfügung, die Betriebe vor Ort kontrollieren. Im vergangenen Jahr taten sie das in Brandenburg fast 1.700 Mal.

Vorbeugen ist besser

Die Gefahr, erwischt zu werden, wenn man als Unternehmer bei Arbeits- und Gesundheitsschutz schlampt, ist also durchaus gegeben. Doch zu solchen Schlampereien sollte es gar nicht erst kommen, denn der Schutz vor Unfällen oder Krankheiten bei der Belegschaft liegt ja auch besonders im Interesse des Unternehmers. Insofern ist eine intensive Zusammenarbeit mit der Betriebsärztin oder dem Betriebsarzt ganz besonders wichtig. Auch für Betriebsärzte ist es eine neue Herausforderung ihren Aufgaben gerecht zu werden, wenn viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht mehr im Betrieb anzutreffen sind. Klassische Vertriebswege für Informationen fallen weg – und sei es nur das liebgewonnene Schwarze Brett.

Neue Gefahren für die Gesundheit

Obwohl die Mehrheit der Beschäftigten, die Möglichkeit zum Homeoffice schätzen, können sich daraus auch neue gesundheitliche Risiken ergeben. Gerade alleinstehende Angestellte laufen Gefahr unter den fehlenden Sozialkontakten am Arbeitsplatz zu leiden, was zu depressiven Verstimmungen führen kann. Doch auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht alleine zu Hause leben, stehen vor Herausforderungen, die sich gesundheitlich auswirken können. Kommen zu Homeoffice noch Aufgaben hinzu, wie zum Beispiel das Home-Schooling des eigenen Nachwuchses, kann das Stress-Level schnell eine gefährliche Grenze erreichen. Hier sind Betriebsärzte und Arbeitsmediziner völlig neu gefordert. Gefahren für die mentale Gesundheit sind im Homeoffice viel schwerer zu identifizieren als direkt im Betrieb. Erschwerend kommt hinzu, dass manche gesundheitsfördernde Vorbeugemaßnahmen, wie zum Beispiel Betriebssport in diesem Umfang gar nicht mehr angeboten werden können.

Es geht um mehr als nur um Richtlinien

Für die Bewältigung neuer Probleme gibt es noch keine gesetzlichen Richtlinien. Verantwortungsvollen Betriebsmedizinerinnen und Betriebsmedizinern sind die neuen Herausforderungen allerdings klar. So arbeiten sie an neuen Kommunikationsformen, um einen effektiven Gesundheitsschutz auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice zu gewährleisten. DOKTUS arbeitet mit einem großen Netzwerk von Betriebsärzten und Arbeitsmedizinern zusammen. Dadurch profitieren sie auch von den unterschiedlichen Erfahrungswerten.

Betriebsmediziner reagieren schnell und effektiv

Dass sich Arbeitsmediziner und Betriebsärzte schnell und effektiv auf neue Situationen einstellen können, hat die Covid-Pandemie eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Als die Impfkampagne in Deutschland in Impfzentren und bei Hausärzten nur schleppend voran kam, waren es die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte, die das Impftempo bedeutend voranbrachten. So steht auch zu erwarten, dass es aus arbeitsmedizinischer Sicht zu klaren und praktikablen Lösungen für den Komplex Homeoffice kommen wird.

Autor: Peter Kaspar