Sterben Betriebsärzte aus?
Schon eine simple Frage sorgt für Verwirrung. Wie viele Betriebsärztinnen und Betriebsärzte gib es eigentlich in Deutschland? Bereits hier zeigen sich erstaunliche Diskrepanzen. Wer nun auch noch nach dem Verhältnis zwischen fest angestellten und frei praktizierenden Betriebsärzten sucht, stößt meist auf ein digitales Schulterzucken. Optimistisch gibt sich der Chatbot ChatGPT. Der behauptet kühn, dass es in Deutschland zwischen 20.000 bis 25.000 Betriebsärzte geben soll. Zudem schätzt die KI, dass davon 50 bis 60 Prozent festangestellt seien. Der viel diskutierte chinesische Chatbot DeepSeek ist vorsichtiger. Danach sind 10 000 bis 12 000 Betriebsärztinnen und Betriebsärzte in Deutschland verfügbar, allerdings nicht frei verfügbar, denn angeblich sind davon 60 bis 70 Prozent fest an einen Arbeitgeber gebunden. Co-Pilot, der Chatbot, den Microsoft für sein Office-Paket bereitstellt, gibt etwa 12.500 Betriebsärzte und Betriebsärztinnen an, drückt sich aber um die Antwort, wieviel davon fest angestellt sind. Immerhin Co-Pilot verweist auf Quellen aus der Fachpresse. Da ist dann tatsächlich nachzulesen, dass sich um die Zahl der festangestellten Betriebsärzte ein gewisses Geheimnis rankt.
Es werden immer weniger
Einig sind sich alle Quellen, egal ob Fachliteratur oder künstliche Intelligenz, dass es immer weniger Betriebsmediziner:innen gibt – und dass ihre Zahl in den nächsten Jahren dramatisch abnehmen wird. Viele treten nun in den Ruhestand. Andere haben ihn schon längst erreicht, machen aber, im Bewusstsein um den Mangel, weiter. Der Nachwuchs ist rar. Die Neueinsteiger können den Verlust der ausscheidenden Ärzte nicht wettmachen. Das ist nun allerdings kein spezifisches Problem der Betriebsmedizin. In vielen Branchen macht sich der Pillenknick nun bemerkbar. Die Generation der Babyboomer verabschiedet sich nun sukzessive in den Ruhestand. In der Betriebsmedizin wird die Situation noch dadurch verschärft, dass in den letzten Jahren immer neue Anforderungen an Betriebsmediziner:innen hinzu gekommen sind. Seit 2014 ist zum Beispiel die psychische Gefährdungsbeurteilung verpflichtend eingeführt worden. Das wiederum ist der Tatsache geschuldet, dass in Zukunft wohl die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aufgrund mentaler Probleme ausgestellt werden.
Wie lukrative ist es, ein festangestellter Betriebsarzt zu sein?
Die einschlägigen Plattformen geben das Jahresgehalt für einen festangestellten Betriebsarzt auf etwa 84.000 Euro im Jahr an. Das ist nicht gerade üppig, liegt es 23.000 Euro unter dem Durchschnittsgehalt eines Arztes. Genauer ist der Medianwert, doch der liegt mit 94.000 Euro noch immer etwa 10.000 Euro über dem eines Betriebsarztes. Natürlich hat das Leben als Festangestellter auch seine Vorteile, für die mancher gerne Gehaltseinbußen hinnimmt. Ein festangestellter Betriebsarzt hat keinen Notdienst, muss keine Hausbesuche machen, hat geregelte Arbeitszeiten und ausreichend Urlaub. Je nach Arbeitgeber können natürlich noch die ein oder anderen angenehmen Extras hinzukommen.
Ab wann lohnt es sich für ein Unternehmen, einen Betriebsarzt einzustellen?
Jedes Unternehmen muss eine Betriebsärztin oder einen Betriebsarzt nachweisen können, sobald auch nur eine Person fest angestellt ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Ärztin / der Arzt gleich angestellt werden muss. Bis zu einer gewissen Größe sind Unternehmen daher immer auf externe Anbieter angewiesen, die über die entsprechende Zusatzausbildung verfügen müssen. Doch irgendwann einmal stößt dieses Konzept an Grenzen. Natürlich können Unternehmen wie Siemens oder Mercedes-Benz nicht im Branchenbuch nach Betriebsärzt:innen suchen. Für sie rechnen sich ganze medizinische Abteilungen in denen deutlich mehr als ein Betriebsarzt oder eine Betriebsärztin beschäftigt sind. Es gibt jedoch keine festgelegt Grenze, ab der ein Zwang für eine eigene medizinische Versorgung durch festangestellte Mitarbeitende besteht. Doch ab einer Betriebsgröße von 500 Mitarbeitenden lassen sich die Aufgaben von freien Kräften kaum noch stemmen. Allerdings reicht es bei Unternehmen jetzt nicht aus, einfach eine Betriebsärztin oder einen Betriebsarzt einzustellen. Sie oder er benötigen auch eine entsprechende Infrastruktur. So müssen im Betrieb Praxisräume eingerichtet und auf dem Stand der Zeit auch ausgestattet werden. Zudem bleibt es personell nicht nur beim Arzt. Sie / er sollte auch von einer Krankenschwester oder einem Krankenpfleger unterstützt werden oder von einer medizinischen Fachkraft. Wünschenswert ist eventuell auch noch eine Person für den sehr umfangreichen Bürokratieaufwand. Alles in allem dürfte die Einrichtung einer betriebsmedizinischen Praxis in einem Unternehmen mit etwa einer Viertelmillion Euro im Jahr zu Buch schlagen. Das ist eine Menge Geld.
Die Kräfte bündeln
Um dem betriebsmedizinischen Notstand in deutschen Unternehmen zu begegnen, braucht es einige Fantasie. Die beweist „DOKTUS – die Betriebsärzte“. Hier werden Betriebsärzte nicht einfach vermittelt. Vielmehr werden modular unterschiedlich betriebsmedizinische Leistungen angeboten. Dezentral spannt sich so ein ganzes betriebsmedizinisches Netz über Deutschland. Wenn Sie dieses Netz kennen lernen wollen, dann klicken Sie auf diesen Link oder rufen Sie und an.
Peter S. Kaspar
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