Die Generation Z ist im Arbeitsmarkt angekommen

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Was man als Arbeitgeber tun kann, um seinen jungen Mitarbeitern dabei zu helfen, ihre Ängste unter Kontrolle zu halten : Doktus informiert auch hier.

Am Arbeitsmarkt zeichnet sich eine Generationenwende ab. Während sich die Babyboomer-Generation langsam aus der Arbeitswelt verabschiedet, drängt nun die sogenannte Generation Z nach. Dabei ist das Wort „drängen“ nicht ganz richtig. Zum ersten Mal seit dem Wirtschaftswunder können Neueinsteiger in den Arbeitsmarkt sich ihre Stellen aussuchen und müssen nicht mehr um sie kämpfen. Die sogenannten Millennials, oder auch Generation Y genannt, hangelte sich noch von einem schlecht oder gar nicht bezahlten Praktikum zum anderen. Das hat sich inzwischen dramatisch geändert, denn die nach 1997 Geborenen können die Lücken, die ausscheidenden geburtenstarken Jahrgänge hinterlassen, nicht mehr ausgleichen.

Komfortable Situation mit Schattenseiten

Eigentlich sollte dies eine komfortable Situation für Berufsanfänger und junge Berufstätige sein. Die AOK hat das näher beleuchte und dabei erstaunliche Schattenseiten entdeckt. Besonders auffällig scheint die überdurchschnittlich große Zahl der Krankschreibungen in dieser Gruppe. Zusammen mit ihren Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) hat sich die AOK Rheinland/Hamburg die Zahl der Krankschreibungen aus dem Jahr 2022 genauer angesehen und festgestellt, dass die Zahl der Krankschreibungen von unter 30jährigen um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen ist. Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, nennt diese Entwicklung alarmierend. Weiter sagt sie: „Wir stellen fest, dass bei der jüngeren Generation vor allem Angststörungen, Belastungsstörungen und depressive Störungen signifikant zunehmen.“

Große Chancen – große Ängste

Doch woher kommen die Ängste in einer Zeit großer beruflicher Chancen? Immerhin gehörte zu den größten Sorgen der vorhergehenden Generationen der Verlust des Arbeitsplatzes. Das hat sich geändert. Michael Wenninghoff ist der Geschäftsführer des BGF-Instituts. Er glaubt, dass das auch mit der Enttabuisierung psychischer Probleme zu tun hat. Die Bereitschaft sich bei seelischen Problemen Unterstützung zu holen, sei sehr hoch. Andere Studien führen allerdings noch handfestere Gründe an. In der Studie „Jugend in Deutschland“ von dem Jugendforscher Simon Schnetzer und dem Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann wird konkret auf die Coronakrise und den Krieg in der Ukraine verwiesen. Beides habe die Generation Z traumatisch beeinflusst.

Errungenschaften werden hinterfragt

In diesem Zusammenhang scheint es auch interessant, dass diese neue Generation auf dem Arbeitsmarkt, Veränderungen, die überwiegend positiv betrachtet werden, eher kritisch hinterfragen. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice sind für die ganz jungen Arbeitnehmer gar nicht so erstrebenswert, denn sie betrachten diese Einrichtungen eher mit Misstrauen und glauben, dass dies Instrumente seien, mit denen Arbeitgeber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eher ausnützen können.

Loyalität zum Arbeitgeber nicht mehr so ausgeprägt

Schon seit Jahren zeichnet sich eine Abkehr von der lebenslangen Arbeitsstelle ab. Abgesehen davon, dass es wirklich krisensichere Jobs kaum noch gibt, ist auch die Bereitschaft, sich für ein ganzes Arbeitsleben an einen Arbeitgeber zu binden, sehr gesunken. Besonders deutlich wurde das während der Corona-Krise, als ungewöhnlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Job kündigten. Man spricht von dem Phänomen „Big Quit“. Das hat auch die jungen Arbeitnehmer sehr geprägt, die viel eher bereit sind, kurzfristig den Arbeitgeber zu wechseln.

Entwicklung für Arbeitgeber kritisch

Während sich bis vor wenigen Jahren Arbeitgeber ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch aussuchen konnten, hat sich das inzwischen deutlich verändert. Selbst in Berufen, die keine außerordentlich hohe Qualifikation verlangen, kommt es inzwischen zum Arbeitskräftemangel. Zudem steht bei vielen Beschäftigen auch nicht mehr der eigene Job im Zentrum ihres Lebens, sondern Familie, Freunde und die eigene Gesundheit. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass sie ein besonders großes Augenmerk auf ein gesundes und intaktes Arbeitsumfeld legen müssen, in dem die Wertschätzung eine zentrale Rolle spielt. Andernfalls wird die Suche nach geeigneten Mitarbeitern in den nächsten Jahren noch bedeutend schwieriger werden.

Peter S. Kaspar