Wegeunfall, die unterschätze Gefahr

Unfall

Wenn über das Thema Wegeunfall gesprochen wird, dann meist im Zusammenhang mit mehr oder minder kuriosen Gerichtsentscheidungen, an Hand derer dann auch gerne lautstark über den Wahnsinn des Systems diskutiert werden kann. So gesehen hat der Wegeunfall an sich ja einen hohen Unterhaltungswert. Eine wirkliche Rolle bei der Unfall-Prävention oder gar der Gefährdungsbeurteilung eines Betriebes spielt der Wegeunfall allerdings nicht. Das mag jedoch unangebracht sein. Die Unfallkasse Hessen jedenfalls hat Zahlen veröffentlich, die einem das Lachen über manch kuriosen Richterspruch im Halse stecken lassen. Von fünf tödlichen Unfällen, die in Zusammenhang mit dem Beruf stehen, ereignen sich drei auf dem Arbeitsweg. Die Unfallkasse hat überdies herausgefunden, dass die Gefahr auf dem Weg zur oder von der Arbeit im Verkehr zu verunglücken zehn Mal größer ist, als während der Arbeitszeit dienstlich unterwegs zu sein. DOKTUS hat sich das Thema mal genauer angesehen.

Die Gründe sind offen

Warum diese Zahlen so hoch sind, darüber schweigt sich sie Unfallkasse Hessen allerdings aus. So kann nur vermutet werden, was dazu führt. Denkbar ist, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den dienstlichen Stress mit hinters Steuer nehmen. 40 Prozent aller Unfälle sind auf Ablenkung zurückzuführen. Ärger mit dem Chef kann definitiv eine Ablenkung sein, ebenso wie die Havarie einer Maschine oder eine verspätete Lieferung. Gedanken an solche Dinge können ein schlichtes Verkehrsschild schon mal in den Hintergrund treten lassen. Bewiesen ist das zwar alles nicht, aber wenn die Ratschläge der Unfallkasse auf fruchtbaren Boden fallen, könnte es bald belastbare Hintergründe zu den nackten Zahlen geben.

Prävention für den Heimweg

Die Unfallkasse Hessen hat eine ganze Liste mit Präventionsmaßnahmen für den Arbeitsweg erstellt. Einer davon lässt wirklich aufhorchen. Die Hessen schlagen vor, die Wegerisiken in die Gefahrenbeurteilung mit aufzunehmen. Im Detail stellen sie sich das so vor: In einer Befragung sollen persönliche Mobilitätserfahrungen, die eigene Risikobereitschaft und Unfallbiographie aufgenommen werden. Zudem sollen individuelle Risiken des Arbeitsweges erfasst werden, ebenso die speziellen von Dienst und Betriebswegen. Schließlich sollen betriebliche Rahmenbedingungen im technischen, organisatorischen und personellen Bereich fixiert werden.

Vorsorge Fahren G 25

Spezialfall Radfahrer

Grundsätzlich ist es für einen Wegeunfall unerheblich, welches Verkehrsmittel die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benutzen. Schon 2023 hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) eine überraschende Statistik vorgelegt. Die Zahl der Wegeunfälle mit Fahrrädern, Pedelecs, E-Bikes und E-Scootern hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Zwischen 2013 und 2022 ist die Zahl um 20016 gestiegen. Zeitgleich ist die Zahl der Unfälle, an denen PKWs oder Motorräder beteiligt waren, um 18.662 zurück gegangen. Unterm Strich ist die Zahl aber um etwa 1.350 Unfälle angestiegen. Der Umstieg vom Auto oder Motorrad aufs Rad und seine Verwandten scheint zwar einerseits gesünder zu sein, gleichzeitig aber auch ein wenig gefährlicher.

Helm oder Monatsticket?

Den Trend zum Drahtesel will auch die Unfallkasse Hessen nicht bremsen. Doch sie macht sich auch Gedanken darüber, wie das Radeln zur Arbeit sicherer gemacht werden kann. Sie setzt auf Aufklärung und einen – eher milden – Zwang. So soll in den Unternehmen für den Fahrradhelm geworben werden. Auf dem Betriebsgelände selbst kann der Fahrradhelm sogar zur Pflicht gemacht werden. Eine weitere Möglichkeit zur ganz direkten Prävention ist zwar auf den ersten Blick teurer, kann sich aber durch die Vermeidung von Unfällen rechnen: Das Unternehmen spendiert seinen Mitarbeitenden Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: Fotolia

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