Was ist denn wohl ein Durchgangsarzt?
Es gibt Hausärzte, es gibt Betriebsärzte, und dann gibt es da auch noch Durchgangsärzte. Während es eine gute Idee ist, ab und an den Hausarzt oder den Betriebsarzt zu konsultieren, bleibt nur zu hoffen, dass man die Dienste eines Durchgangsarztes nie in Anspruch nehmen muss. Durchgangsärzte kommen nämlich erst dann zum Einsatz, wenn etwas wirklich Ernsthaftes passiert ist, zum Beispiel dann, wenn es bei einem Betriebsunfall oder bei einem Wegeunfall zu erheblichen Verletzungen gekommen ist. Was Durchgangsärzte tatsächlich sind und was ihr Aufgabengebiet darstellt, darüber informiert DOKTUS.
Wann kommt der Durchgangsarzt zum Einsatz?
Im Betrieb ist es zu einem schlimmen Unfall gekommen. Der verletzte Kollege wird ins Krankenhaus transportiert. Bereits wird ein Durchgangsarzt hinzugezogen. Anderes Beispiel: eine Kollegin stürzt auf dem Weg zur Arbeit. Sie begibt sich direkt zu ihrem Hausarzt, der einen Bänderriss feststellt in diesem Moment muss er seine Patientin an einen Durchgangsarzt überweisen. Von diesem Moment an begleitet der Durchgangsarzt den Heilungsprozess seiner Patientin bis hin zu einer möglichen Rehabilitation. Das Besondere daran ist, dass der Durchgangsarzt nicht etwa von der Krankenkasse bestellt wurde, sondern dass er im Auftrag der zuständigen Berufsgenossenschaft und damit der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) handelt.
Privileg mit Einschränkungen
Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist es bewusst, dass sie im Falle eines Arbeits- oder Wegeunfalls deutlich besser gestellt sind während der Heilung und der Reha, als wenn es in der Freizeit zu einem Unfall kommen würde. Bei Arbeits- und Wegeunfällen tritt die DGUV ein, was zu einer deutlich besseren Versorgung während des Heilungsprozesses und der Rehabilitation führt, als wenn die gesetzliche Krankenkasse dafür aufkommen müsste. Dafür muss der Patient allerdings auch eine deutliche Einschränkung hinnehmen. In Deutschland gilt für alle gesetzlich Versicherten die freie Arztwahl. Bei einem Betriebs- oder Wegeunfall gilt die freie Arztwahl nur noch sehr eingeschränkt. Dafür muss das Unfallopfer nun hinnehmen, dass ein Durchgangsarzt in den nächsten Wochen und Monaten alle Stationen auf dem Weg zur Heilung begleitet. Er ist sozusagen Auge und Ohr der Berufsgenossenschaft. Zudem hat er bei der Entscheidung des behandelnden Arztes das letzte Wort. Dadurch soll gewährleistet werden, dass der Patient nicht nur eine optimale Behandlung erfährt, sondern auch möglichst schnell wieder am Arbeitsprozess teilnehmen kann. Das ist nämlich der eigentliche Sinn der bevorzugten Behandlung, für die die jeweilige Berufsgenossenschaft einsteht.
Was sind Durchgangsärzte für Ärzte?
Durchgangsärzte sind in der Regel Chirurgen oder Orthopäden. Sollte bei einem Arbeitsunfall das Gehör oder auch das Augenlicht in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dann werden der zuständige HNO-Arzt oder der Augenarzt automatisch zum Durchgangsarzt. Auch ein Zahnarzt kann zum Durchgangsarzt werden, wenn bei einem Wege- oder Betriebsunfall das Gebiss in Mitleidenschaft gezogen worden ist.
Aufgaben eines Durchgangsarztes
Zu den Aufgaben eines Durchgangsarztes gehört die Feststellung der medizinischen Diagnose und Ermittlung des Sachverhaltes. So muss er feststellen, ob es sich überhaupt um einen Arbeitsunfall handelt. Er sorgt zudem für die fachärztliche Erstversorgung. Außerdem erstellt er die Durchgangsarztberichte für den Unfallversicherungsträger. Falls nötig zieht der Durchgangsarzt auch noch weitere Fachärzte hinzu. Der Durchgangsarzt kann zwar auch selbst behandeln, doch das passiert nur in rund 20 Prozent der Fälle. Bei etwa drei Millionen Arbeits- und Wegeunfällen jedes Jahr in Deutschland scheint die Zahl der Durchgangsärzte vergleichsweise gering: es sind in der Tat nur 3500. In den meisten Fällen wird der Durchgangsarzt für den Patienten zur weiteren Behandlung wieder in die Obhut seines Hausarztes übergeben für den Patienten gilt es, nur zwei Dinge zu bedenken: etwaige Heil- und Hilfsmittel werden nun nicht vom Hausarzt verschrieben, sondern vom Durchgangsarzt verordnet. Darüber hinaus muss sich der Patient nach einer erfolgreichen Behandlung noch einmal beim Durchgangsarzt vorstellen, der dann sozusagen die Heilung quittiert. Nicht zum Einsatz kommt ein Durchgangsarzt, wenn es sich um einen Bagatellunfall handelt oder die Arbeitsunfähigkeit nicht über einen Tag hinaus geht. Auch bei Berufskrankheiten ist der Durchgangsarzt nicht gefragt.
Peter S. Kaspar
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