Tödlicher Montag
1979 eroberten die Boomtownrats die Charts mit dem Titel: „I don’t like Mondays“. Bob Geldof wurde zu dem Lied durch einen Amok-Lauf in Kalifornien inspiriert. Als Motive gab die 16jährige Schützin an: „Ich mag keine Montage“. Tatsächlich gibt es wirklich einen ganz handfesten Grund, Montage nicht zu mögen. So gruselig es klingen mag: Es ist auch ein tödlicher Grund. Die Gefahr, während der Arbeit zu sterben, ist am Montag statistisch gesehen mit Abstand am größten. Was die Arbeitsunfälle betrifft, scheint das ja vielleicht noch nachvollziehbar. Doch was neuere Untersuchungen ergeben haben, scheint doch ein wenig rätselhaft, selbst wenn damit ältere Studien bestätigt werden. Am Montag steigt die Zahl der Herzinfarkte am Arbeitsplatz steil an. Verglichen mit anderen Arbeitstagen klettert am ersten Tag der Woche das Herzinfarktrisiko um satte 13 Prozent. DOKTUS ist der Frage nachgegangen, warum ausgerechnet der Montag so ein gefährlicher Arbeitstag ist – und was man dagegen tun kann.
Erschreckende Zahlen
Die Statistiken sind eindeutig. Am Montag gibt es die meisten Arbeitsunfälle und die meisten tödlichen Arbeitsunfälle. Das mag daran liegen, dass am Montag Geist und Körper erst wieder hochfahren müssen. Es gibt ja auch das Phänomen des „Montagsautos“. Dabei handelt es sich um Wagen, die besonders reparaturanfällig sind. Man geht davon aus, dass montags mehr Fehler gemacht werden als an den übrigen Wochentagen. Analog dazu steigt auch die Zahl der Arbeitsunfälle. Allerdings ist der Unterschied zu den anderen Wochentagen gar nicht so signifikant größer. Die Gefahr, an einem Montag einen Unfall bei der Arbeit zu erleiden, liegt bei 20,3 Prozent, dienstags und mittwochs bei 19,1 und donnerstags bei 18 Prozent. Die 15 Prozent, die für den Freitag zu Buche stehen, sind ebenso nicht relevant wie die 8,4 Prozent an Wochenenden. Da wird einfach weniger gearbeitet. Vergleicht man diese Zahlen nun mit den Ergebnissen der Untersuchungen zum Thema Herzinfarkt am Arbeitsplatz, stellt man verblüfft fest, dass da der Unterschied zwischen dem Montag und dem Rest der Woche eklatant hoch ist und 13 Prozent über dem Durchschnitt der anderen Wochentage liegt. Eine wirklich valide Erklärung gibt es für dieses Phänomen indes nicht. Mediziner sind über das Ergebnis selbst verblüfft und können nur Theorien anbieten, warum die Zahl so hoch ist.
Verhängnisvoller Rhythmuswechsel
Die Studie ist am Belfast Health and Social Care Trust and the Royal College of Surgeons entstanden. Dafür wurden über 10.000 Fälle herangezogen. Es handelte sich dabei um Patienten, die mit einem schweren Herzinfarkt vom Typ ST-Streckenhebungs-Myokardieinfarkt (STEMI) eingeliefert wurden. Es handelt sich dabei um eine besonders tödliche Variante des Herzinfarktes. Doch warum kommt es dazu? Hier sind sich die britischen Mediziner nicht sicher. Sie vermuten jedoch, dass die höhere Anfälligkeit für einen Infarkt mit dem Rhythmuswechsel am Wochenende zusammenhängt: Lange schlafen, spät aufstehen, spät zu Bett – am Montag wechselt der Rhythmus wieder abrupt, was im Körper Stressreaktionen auslösen kann. Abgesehen davon sind bei Erklärungsversuchen auch die üblichen Verdächtigen an Bord: Der Konsum von Alkohol und Zigaretten steigt bei vielen Menschen am Wochenende sprunghaft an.
Nicht die erste Studie ihrer Art
Die Studie aus Nordirland ist nicht die erste ihrer Art. 2014 kamen Forschende an der Universität in Brüssel zu ganz ähnlichen Zahlen und nannten es das „Blue-Monday-Phänomen“. Bei dieser Studie fiel der Unterschied noch krasser aus. Die Belgier kamen auf eine 18prozentig höhere Wahrscheinlichkeit, montags einen Herzinfarkt am Arbeitsplatz zu erleiden als an anderen Tagen. 2017 bestätigte eine kanadische Untersuchung die Zahlen. Erschreckend auch: Meistens sind es die Männer zwischen 35 und 44, die dem Phänomen zum Opfer fallen.
Wie sollten Unternehmen mit diesen Zahlen umgehen?
Individuelle Lösungen für diese Gefahren ergeben sich aus der entsprechenden Gefährdungsbeurteilung für das Unternehmen. Sinnvoll ist es sicher, Arbeitsabläufe am Montag möglichst stressfrei zu gestalten, zum Beispiel, indem man den Termindruck herausnimmt. Einfachere Aufgaben können auf den Montag verlagert werden. Zudem sind Informationen über die Gefahren und das Blue Monday Phänomen angebracht, um die Belegschaft für das Phänomen zu sensibilisieren. Ein Defibrillator ist zwar aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht im Unternehmen erforderlich, doch er kann Leben retten und ist daher ein wichtiges Rettungsinstrument. Viele scheuen sich, so ein Gerät zu bedienen und warten lieber auf den Rettungssanitäter. Doch Defibrillatoren, die in Unternehmen eingesetzt werden, sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AED) sind narrensicher und können von jedem Laien bedient werden.
Peter S. Kaspar
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