Mit dem Rad zur Arbeit – Auch im Winter?

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Aus betriebsmedizinischer Sicht ist der gesündeste Weg zur Arbeit der, den man auf dem Fahrradsattel zurücklegt. Doch gilt das auch in der kalten Jahreszeit? Immerhin ist die Unfallgefahr deutlich erhöht und bei nasskaltem Wetter drohen zudem Erkältungskrankheiten. Unerschütterliche Optimisten lassen sich durch solche Einwände nicht einschüchtern, denn für sie gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Doch was sagen Betriebsärztinnen und Betriebsärzte? Soll man im Winter den Drahtesel eher im Keller lassen, oder ist es vielleicht sogar sinnvoll, der Kälte zu trotzen. DOKTUS hat versucht, die Frage zu klären. Eine simple Antwort darauf gibt es indes nicht.

Ist Radfahren im Winter gesund?

Grundsätzlich ist Radfahren auch im Winter gesund. Tatsächlich ist es sogar um eine Spur gesünder als im Sommer. Die Bewegung an der frischen und kalten Luft stärkt die Widerstandkräfte, wie das Herz-Kreislauf und das Immunsystem. Vor allem aber vertreibt es die Wintermüdigkeit, die durch das verkürzte Tageslicht und den Aufenthalt in warmen Räumen verstärkt wird. Das kräftige Treten in die Pedale fördert zudem den Stressabbau. Allerdings ist es auch unbestritten, dass Nässe, Schnee und Eis auch deutliche Risikofaktoren darstellen, wenn man sich auf dem Rad fortbewegt. Und dann ist da noch die Gefahr von Unterkühlung oder Erkältung. Verstärkt wird dieses Risiko noch durch den sogenannten Windchill. Der Wind, und sei es nur der Fahrtwind, lässt die Außentemperatur noch kälter erscheinen. Doch was sich angeblich nur kälter anfühlt, hat auch eine durchaus praktische Auswirkung. Feuchtigkeit auf der Haut verdunstet sofort, was lokal tatsächlich zu kühleren Temperaturen führt, nur eben nicht bei den Außentemperaturen. Der Unterschied zwischen gemessener Temperatur und gefühlter Temperatur kann enorm sein. Ein Beispiel: Ist ein Radfahrer bei Windstille und Null Grad Celsius mit seinem Rad mit 30 Stundenkilometern unterwegs, glaubt er, dass ihm der Wind mit minus sechs Grad ins Gesicht bläst.

Wo liegen die Grenzen der Vernunft?

Zwar gibt es keine klare Grenze, ab welcher Temperatur das Radfahren gesundheitsschädlich ist. Aber es gibt Empfehlungen – die sich allerdings auf eine „normale“, sprich körperlich durchschnittliche Person mittleren Alters bezieht. Wer sich der Witterung entsprechend kleidet, für den ist bei 0 bis 5 Grad eine Strecke von 15 Kilometern völlig unproblematisch, ebenso eine Dauer von 45 bis 60 Minuten. Liegt die Temperatur zwischen 0 und -5 Grad, sollte die Strecke höchstens 10 Kilometer lang sein und die Dauer zwischen 30 bis 45 Minuten liegen. Liegt die Temperatur zwischen -5 und -10 Grad, dann sollte die sogenannte Pendelstrecke bei maximal fünf Kilometern liegen und in maximal 20 bis 30 Minuten zurückgelegt werden. Hilfreich ist es dann, wenn man am Arbeitsplatz die Möglichkeit besitzt, sich umzuziehen. Unter -10 Grad ist es nicht mehr geraten, den Weg von und zur Arbeit mit dem Rad zurück zu legen. Die Risiken sind dann einfach zu groß.

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Wie schützt man sich vor der Kälte?

Der wichtigste Schutz vor Kälte auf dem Rad ist – so erstaunlich das klingen mag – eine Mütze. Das hat mehrere Gründe. Im Hypothalamus sitzt das Zentrum, das die Temperatur im Körper regelt. Überspitzt gesagt: Wen es an den Füßen friert, der sollte eine Mütze auf den Kopf setzen. Hinzu kommt, dass über den Kopf durch seine exponierte Stellung sehr viel Körperwärme abgegeben wird. Zudem geht durch die starke Durchblutung von Kopf und Gesicht sehr viel Wärme nach außen verloren. 
Wichtig sind auch warme und trockene Handschuhe, am besten Fingerhandschuhe. Mit Fäustlingen lassen sich Klingel oder Bremsen nur schlecht bedienen. 
In Sachen Kleidung hat sich das Zwiebelprinzip bewährt. Mehrere Kleidungsschichten sorgen für eine bessere Isolierung. Die Körperwärme wird zwischen den Kleidungsstücken gespeichert. Zudem schützen die Schichten von Feuchtigkeit, sowohl von innen, als auch von außen, da die Basisschicht den Schweiß ableitet.

Fazit

Auch im Winter kann der Weg zur Arbeit aus betriebsmedizinischer Sicht sinnvoll sein. Bei Eis und Schnee ist es wegen erhöhter Unfallgefahr dagegen nicht klug, mit dem Rad ins Unternehmen zu fahren. Voraussetzung für ein sicheres und gesundes Fahren auf dem Rad ist allerdings die angemessene Kleidung, die Kälte und Nässe fernhalten kann.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: iStock, panaramka

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