Farbe bekennen
Der englische Dichter Oscar Wilde soll auf seinem Totenbett voller Abscheu über die Wandgestaltung gesagt haben: „Einer von uns muss jetzt gehen, die Tapete oder ich“. Das Ende ist bekannt: Die Tapete blieb und der Dichter starb. Nun ist ansonsten kein weiteres Beispiel bekannt, dass eine geschmacklose Tapete jemanden umgebracht hätte. Aber dass etwa die Farbgebung der Wände die Psyche beeinflussen kann, ist durchaus möglich. Tatsächlich gibt es Unternehmen, die mit bestimmten Farbtönen bestimmte unbewusste Reaktionen bei ihren Mitarbeitern erzielen wollen. Ob das sinnvoll oder vielleicht sogar ein Spiel mit dem Feuer ist, bleibt dahingestellt. Eigentlich ist die Farbgestaltung des Arbeitsumfeldes kein Thema für die psychische Gefährdungsbeurteilung. Oder vielleicht doch? Wie sooft im Leben, ist die Antwort: Es kommt darauf an. Auf was, das hat DOKTUS versucht herauszubekommen.
Wie kann man mit Farbe Menschen manipulieren?
Ein sehr frühes Beispiel dafür, wie die Farbe eines Raumes Menschen manipulieren soll, findet sich in Portsmouth in der HMS Victory, die im 18. Jahrhundert gebaut wurde und einst als Flaggschiff für Admiral Nelson diente. Das Schiffslazarett ist rot gestrichen. Hintergedanke war damals, dass Verwundete dadurch ihr eigenes Blut nicht wahrnehmen und nicht in Panik geraten würden. Aus heutiger Sicht, würden das Psychologen für sehr bedenklich halten – und zwar wegen des dort beschäftigten Personals. Rot, so sagt die Lehrmeinung, fördert die Aggressivität. Im inzwischen längst geschlossenen Berliner ICC sollten farbliche Elemente die Besucherströme leiten. Das hat angeblich ganz gut geklappt. Tatsächlich ist den wenigsten Menschen bewusst, ob und wie sie mit Farben beeinflusst werden. Hinzu kommt, dass die Menschen durchaus unterschiedlich reagieren. Was beim einen Widerstand und Abscheu erzeugt, entlockt dem anderen nicht einmal ein Schulterzucken. Aber eines gilt grundsätzlich: Die Farbe wirkt auf das Unterbewusstsein, bei der einen mehr, beim anderen weniger.
Gute Farben – schlechte Farben?
Dass in den meisten Arbeitsumfeldern einfach das schlichte Weiß vorherrscht, hat einen einfachen Grund. Es ist neutral. Es regt niemanden auf, zieht keinen runter, aber es erzeugt auch keine Wohlfühlatmosphäre und spornt auch niemanden an. Es ist eben einfach weiß. Anders sieht es dagegen mit dem bereits erwähnten Rot aus. Das ist nicht umsonst die Signalfarbe Nummer 1. Rot erzeugt Aufmerksamkeit, fördert eine gewisse Aggressivität, kann aber auch für Stress sorgen. Auf der anderen Seite steht dann das Blau, das dämpft und beruhigt, kann aber auch die Energie rauben. Je kräftiger die Farben, desto stärker kann auch die Reaktion darauf ausfallen. Dezente Farben wirken nicht so stark wie kräftige, aber ganz ohne Wirkung bleiben sie eben auch nicht.
Kann man Farben nutzen?
Aus vielen Zahnarztpraxen ist das sterile Weiß gewichen und hat eher linden Pastelltönen Platz gemacht. Das soll die Angst, die viele Menschen zum Zahnarzt begleitet, ein wenig nehmen und beruhigend wirken. Doch wie sieht es an anderen Arbeitsplätzen aus? Es scheint sinnvoll, dort starke Signalfarben zu verwenden, wo eine erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist. Manch einer versucht herausfordernde und beruhigende Farben zu kombinieren, um den optimalen Arbeitserfolg seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erreichen. Ob das sinnvoll ist, scheint unklar, denn möglicherweise heben sich die beiden Effekte wieder auf.
Schaden falsche Farben?
Es ist schwer zu sagen, ob die falschen Farben bei einzelnen Mitarbeiter Unheil anrichten können oder nicht, weil sich vieles im Unterbewusstsein abspielt. Doch hier können Methoden der Psychischen Gefährdungsbeurteilung eine größere Klarheit bringen. Zu den Methoden der PGB gehört auch, die Mitarbeitenden über Fragebögen Auskunft geben zu lassen. Durch diese Methode ergeben sich wichtige Hinweise, wie es um die psychische Grundstruktur der Belegschaft bestellt ist und an welchen Stellschrauben gedreht werden muss. Zu den Themenkomplexen zählt auch das direkte Arbeitsumfeld. Spätestens hier können sich dann interessante Hinweise ergeben. Allerdings muss dann auch direkt danach gefragt werden, weil sich die Auswirkungen von Farbe ja im Unterbewusstsein abspielen.
Mit Mind Care zu gesünderen Mitarbeitenden
Die Psychische Gefährdungsbeurteilung ist also ein sehr weites und manchmal schwer fassbares Feld, weil es stets um das Wohlbefinden einzelner Menschen geht, die ja unterschiedlich strukturiert sind. Daher sollte die Aufgabe auch in verantwortungsvolle Hände gelegt werden. „DOKTUS – die Betriebsärzte“ hat das Programm Mind-Care entwickelt. Mit dessen Hilfe soll die Belegschaft eines Unternehmens zu gesünderen Mitarbeitenden werden, weil gesunde Mitarbeitende auch ein gesundes Unternehmen hervorbringen. Sind Sie interessiert? Dann klicken Sie auf diesen Link oder rufen Sie bei uns an.
Peter S. Kaspar
Bildquelle: iStock, romaset