Der Weg zur Arbeit ist das Ziel
Wer auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause einen Unfall erleidet, hat Glück im Unglück. Sein Unfall wird wie ein Arbeitsunfall behandelt, das heißt, die Kosten werden nicht von der Krankenkasse, sondern von der gesetzlichen Unfallversicherung übernommen, deren Leistungen häufig weit über das hinaus gehen, was die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen. Wenn aber die Wegstrecken von und zur Arbeit bereits versichert sind, dann ist es logisch, dass der Arbeitsweg auch zum Wirkungskreis von Betriebsärztinnen und Betriebsärzten gehört. Dann liegt die Frage förmlich auf der Hand: Welche Art ist aus Sicht der Betriebsmedizin die gesündeste, um an den Arbeitsplatz zu gelangen. DOKTUS hat sich mit dem Für und Wider der verschiedenen Wege zum Ziel Arbeitsplatz beschäftigt.
Auto? Eher nicht!
Viele Firmen benötigen sehr viel Platz, um den fahrbaren Untersatz ihres Personals irgendwo unterzubringen. Reicht dazu ein Parkplatz von der Größe eines Fußballfeldes nicht mehr aus, muss gebaut werden. Ein Parkhaus muss auch noch unterhalten werden und ist ein zusätzlicher Kostenfaktor. Das alles ist ein verdammt großer Aufwand, für das – aus betriebsmedizinischer Sicht – unsinnigste Beförderungsmittel zur Arbeit. Das Sitzen im Auto ist nicht gerade gesundheitsförderlich. Es schadet auf Dauer dem Rücken. Der tägliche Stau führt zu Stress, das Unfallrisiko steigt. Im Auto fehlen zudem die sozialen Kontakte, die diesen Stress auffangen könnten. Der zeitliche Vorteil, den viele gerne als Vorteil ansehen, ist – zumindest in der Stadt – kaum gegeben. In den Stoßzeiten dürfte das Auto sogar die langsamste Art und Weise sein, sich fortzubewegen. Das Auto lohnt eigentlich nur, wenn es wirklich gar keine andere Alternative gibt, etwa wenn man in einem entlegenen Forsthaus wohnt und der Arbeitgeber direkt neben der Autobahnauffahrt.
Abstriche beim ÖPNV
Der öffentliche Personen-Nahverkehr wir oft als Alternative genannt. Wie sinnvoll sie ist, hängt oft stark von der Kommune ab, in der man lebt und oder arbeitet. In manchen Städten funktioniert es besser, in anderen weniger gut. Betriebsmedizinisch gesehen ist es zunächst von Vorteil, wenn man wenigstens ein kleines Stück zu Fuß gehen muss, um die nächste Haltestelle zu erreichen. Der ÖPNV bietet zudem die Möglichkeit, vor der Arbeit noch einmal abzuschalten und zu entspannen. Nicht immer funktioniert das allerdings. In völlig überfüllten U-Bahnzügen fällt die Entspannung naturgemäß nicht so leicht. Das Unfallrisiko ist bei Fahren mit dem ÖPNV zwar deutlich geringer, dafür wächst das Infektionsrisiko – gerade in der kalten Jahreszeit – enorm an. Unternehmen, deren Mitarbeitende zum Großteil mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen, sollten unbedingt jedes Jahr rechtzeitig mit einer Impfkampagne beginnen.
Auf Schusters Rappen
Wenn es nur um die Gesundheit und die Sicherheit geht, würden Betriebsärztinnen und Betriebsärzte natürlich empfehlen, die Strecke zur Arbeit zu Fuß zurück zu legen. Das Unfallrisiko ist am geringsten – es sei denn der Gehweg ist holprig und vielleicht noch vereist. Das Gehen baut Stress ab und ist auch sonst sehr gesund. Allerdings hat diese Form des Arbeitswegs einen ziemlich großen Haken. Er funktioniert eigentlich nur, wenn der Arbeitsplatz auch in akzeptabler Entfernung liegt. Diese Akzeptanzgrenze liegt zwar bei unterschiedlichen Menschen auch auf unterschiedlichen Niveaus, doch bei mehr als einem Kilometer wächst die Zahl jener, die nun ein Verkehrsmittel benutzen, enorm an.
Ein guter Rat ist nicht teuer
Bei Abwägung aller denkbarer Faktoren bleibt als betriebsmedizinischer Rat nur das Rad. Der Arbeitsweg ist dann ein Ausdauertraining, das die Muskulatur fördert, das Immunsystem wie Herz- und Kreislaufsystem stärkt und zudem das Wohlbefinden steigert. Je mehr Fahrradfahrer im Betrieb sind, desto positiver müsste sich das auf die allgemeine Betriebsgesundheit auswirken. Es liegt daher im Interesse der Unternehmensleitung die Zahl der Radler deutlich zu erhöhen.
Was können Betriebe tun, um das Radfahren zu fördern?
Wenn schon für die Infrastruktur der Autofahrer in einem Betrieb so viel getan wird, so wäre es sinnvoll, nur ein Bruchteil dieses Geldes in eine sinnvolle Radler-Infrastruktur zu stecken. Dazu gehören neben Fahrradbügeln oder anderen Fahrrad-Parkgelegenheiten, auch Duschmöglichkeiten so wie Umkleideräume und Spinde. Letztere sind wichtig, damit Radfahrer stets einen Satz Ersatzkleidung in der Firma vorrätig halten können. Auch können Firmen selbst Räder zur Verfügung stellen. Inzwischen haben sich etliche Unternehmen darauf spezialisiert, Firmen auf Leasing-Basis Fahrräder für ihre Belegschaft zur Verfügung zu stellen. Das zeigt: Immer mehr Chefs setzen aufs Rad als Dienstfahrzeug.
Peter S. Kaspar
Bildquelle: iStock, Scharfsinn86









