2025 – Das Jahr der Transformation
Arbeitssicherheit und Betriebsmedizin sind einem ständigen Wandel unterzogen. So stellt sich – wie in den meisten Bereichen des Lebens – auch hier die Frage: War es denn nun ein gutes oder ein schlechtes Jahr für die Gesundheit und die Sicherheit von Beschäftigten und Mitarbeitenden aller Sparten und Branchen? Pauschal lässt sich das zwar nicht sagen, aber eines ist gewiss: Es war ein Jahr der Transformation. Viele Veränderungen hat es durch neue Regeln und Gesetze gegeben, aber auch natürliche Entwicklungen haben Arbeitssicherheit, die Gesundheit am Arbeitsplatz und das gesamt Arbeitsumfeld deutlich verändert. DOKTUS hat die wichtigsten Themen des Jahres noch einmal zusammengestellt, ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Bye, bye Boomer
Ein Thema, dass sowohl die Arbeitssicherheit, als auch die Gesundheit der Beschäftigten trifft, ist der Abgang der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsleben, der jetzt auf dem Höhepunkt angelangt ist. In punkto Arbeitssicherheit ist dieser Aderlass ein ganz simples Problem: Es geht sehr viel Know-How verloren – die Älteren nannten es noch Erfahrung. Erfahrungsverlust ist auch stets verbunden mit einem Verlust an Sicherheit. Hinsichtlich der Gesundheit der Arbeitnehmenden stellt sich die Frage, wie man die Verluste der älteren Arbeitnehmergeneration kompensieren kann, wenn auf die geburtenstarken nun immer mehr geburtenschwache Jahrgänge folgen. Das heißt für viele Mitarbeitende, dass sie in Zukunft mehr arbeiten müssen, möglichst in der gleichen Zeit. Das bedeutet einen Anstieg des Stressniveaus, das sich in den nächsten Jahren noch stärker zeigen wird. Auch jetzt ist es schon zu erkennen. Der Trend der letzten Jahre, nämlich die Zunahme der mentalen Erkrankungen hat sich fortgesetzt. Zahleiche dieser gesundheitlichen Störungen sind auf Depressionen und Burn-Out-Symptome zurückzuführen, die ihre Ursache in Arbeitsüberlastung haben.
KI ist omnipräsent
Ein weiteres Thema, was die Sicherheit am Arbeitsplatz und letztlich auch die Gesundheit der Beschäftigten tangiert, ist das Thema Künstliche Intelligenz, die inzwischen allgegenwärtig zu sein scheint. Einerseits könnte die KI den Verlust durch die Boomer im ein oder anderen Segment ersetzen, großflächig sieht es aber so aus, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Angst davor haben, dass ihr Job eines Tags von einer KI übernommen wird und ihnen selbst nur noch die Arbeitslosigkeit droht. Die Angst vor solch einem Szenario beschäftigt viele Menschen im Arbeitsleben und macht auch einigen so viel Angst, dass es sie buchstäblich krank macht. Doch gibt es auch Aspekte bei der künstlichen Intelligenz, die wohl einen deutlichen Zuwachs an Arbeitssicherheit gewährleisten können. So nutzen immer mehr Unternehmen die Künstliche Intelligenz, sie bei der Gefährdungsbeurteilung zu unterstützen. Auch KI-gestützte Unfallprävention spielt eine stetig wachsende Rolle. KI-Lösungen können auch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte bei Vorsorgeuntersuchungen unterstützen.
Hitzefrei und Arbeitszeiterfassung
Jedes Jahr im Sommer, wenn neue Rekordtemperaturen gemessen werden, passiert in etwa das gleiche. Klettert die Quecksilbersäule in Richtung der 40° – Marke beginnen die Diskussionen, ob von der gesetzgeberischen Seite ein verbindliches „Hitzefrei“ für Arbeitnehmer eingeführt werden soll. Dieses Jahr blieb die Diskussion vergleichsweise kurz, weil nur zwei Mal die magische Grenze erreicht wurden. Die mehrwöchigen Hitzewellen der vergangenen Jahre fehlten zwar, doch der Klimawandel hinterlässt inzwischen so deutliche Spuren in der Arbeitswelt, dass sie nicht mehr zu übersehen sind und langfristig Konzept erstellt werden müssen, wie man diesen Gefahren begegnen kann. Ein anderes heiß diskutiertes Thema war die Arbeitszeiterfassung, die nun verbindlich für alle Unternehmen eingeführt wurde. Das wiederum bracht viele Debatten über den Datenschutz, aber auch über Flexibilität einerseits und Kontrolle andererseits.
Entbürokratisierung gegen Arbeitssicherheit
Die Bundesregierung hatte nach ihrem Amtsantritt ein populäres Thema entdeckt, und das auch gleich noch einem Staatssekretär anvertraut, nämlich Philipp Amthor. Das weckt nun allerdings auch gewisse Befürchtungen, dass nämlich die Arbeitssicherheit unter dem Projekt: „Weniger Bürokratie wagen“ leiden könnte. Tatsächlich ist aber das Jahr 2025 eher davon geprägt gewesen, dass sich Dokumentationspflichten noch weiter vergrößert haben und die Bürokratie noch einmal ein wenig gewachsen ist.
Was bleibt von 2025?
Das Jahr 2025 war vielleicht nicht das Jahr der großen Weichenstellungen, sondern eher das erste Jahr, in dem Tendenzen zu erkennen waren, in welche Richtung manche Entscheidungen aus der Vergangenheit führen könnten. Zu den Pluspunkten zählt sicherlich, dass Digitalisierung und künstliche Intelligenz viele Abläufe erleichtert haben. Auf der Soll-Seite steht dagegen, dass es noch immer keine befriedigende Antwort darauf gibt, wie man der Boomer-Krise effektiv begegnen kann – und dass sie Zahl der mentalen Erkrankungen nach wie vor wächst – trotz aller Versuche, sie einzudämmen.
Peter S. Kaspar
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