Teure Versäumnisse

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Arbeitsschutz ist ein Posten in der Buchhaltung, den so manches Unternehmen am liebsten streichen würde, weil „ja eh nichts passiert“. Manche Firmeninhaber haben das bitter bereut, als sie buchstäblich vor den rauchenden Trümmern ihrer Existenz standen. Doch die Folgen von mangelndem Arbeitsschutz sind nicht nur an tragischen Einzelschicksalen abzulesen. Sie bilden auch einen ernst zu nehmenden Faktor in der gesamtwirtschaftlichen Bilanz. Jedes Jahr entsteht ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden, nur weil es noch immer Unternehmer gibt, die es an dem nötigen Arbeitsschutz und der Prävention fehlen lassen. Mit dem Geld, das hier verloren geht, könnte ein Land wie Polen, mit fast 37 Millionen Einwohnern, fast einen ganzen Jahreshaushalt finanzieren. DOKTUS hat einmal nachgeschaut, wie teuer das tatsächlich ist.

Schwindelerregende Zahlen

2022 entstanden in Deutschland direkte Kosten für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten von 42 Milliarden Euro. Die Summe setzt sich zusammen zunächst aus den Behandlungskosten, also Ärzte, Krankenhaus, Medikamente und so weiter. Hinzu kommen Verwaltungskosten, aber auch Entschädigungszahlungen sowie der unmittelbare Verdienstausfall bei Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten. Bei diesem Posten geht es also um direkt Betroffene, die durch die Folgen mangelnden Arbeitsschutzes Schäden erlitten haben. Doch damit ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin BAuA hat für 2023 auch noch den volkswirtschaftlichen Produktionsausfall berechnet. Bei 886,2 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen im Jahr macht das schon stattliche 128 Milliarden Euro aus, also dreimal so viel, wie die direkten Kosten für verunglückte oder erkrankte Kollegen im Betrieb. Hier wurden die fortlaufenden Lohnkosten und der Verlust an Produktivität gemessen. Doch damit sind wir noch nicht am Ende. Es gibt ja noch einen Ausfall an der Bruttowertschöpfung. Wer sich im Juni das Bein gebrochen hat, wird im Juli oder August nicht ins Schwimmbad gehen und wer an einer längeren Berufskrankheit leidet, wird kaum in den Urlaub fliegen können. Kranke und Verletzte geben nun mal viel weniger für Kultur, Unterhaltung oder Reisen aus. Am Ende kommt eine Summe von 221 Milliarden Euro heraus. So groß ist etwa der Staatshaushalt von Polen.

Wie kann das passieren?

Die meisten Unfälle und auch viele Berufskrankheiten sind vermeidbar. Am Ende des Tages stellt sich immer heraus, wer wo wie versagt hat. Das kann der einzelne Beschäftigte sein, der auf seinen Schutzhelm verzichtet, das können eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder ein Betriebsarzt sein, die bei einer Gefährdungsbeurteilung falsch lagen oder es geht um einen Unternehmer, der ganz bewusst die Kosten für Arbeitssicherheit und Prävention eingespart hat. Egal um wen es sich handelt, in den allermeisten Fällen hätte es nicht soweit kommen müssen, dass Schäden von vielen tausenden Euro entstanden sind, Menschen verletzt wurden oder erkrankten. Dass die Kosten am Ende so exorbitant hoch sind, liegt daran, dass jeder Fehltag eine Kettenreaktion auslöst. So muss die Lohnfortzahlung gewährleistet sein, Produktionsprozesse müssen neu geordnet und Lieferfähigkeiten gewährleistet sein. Kommt es dagegen zu Lieferausfällen, kann das die nächsten Kettenreaktionen auslösen. Und dann sind da noch die Kosten, die den Sozialsystemen entstehen, die einerseits bezahlen müssen, die andererseits gegebenenfalls auch noch Einnahmeverluste erleiden, wenn es zum Beispiel zu einer Arbeitsunfähigkeit kommt.

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Wie senkt man die astronomischen Kosten

Wie so oft geht es um Sensibilisierung. Jedem Unternehmer und jedem Beschäftigten muss klar sein, dass er selbst ein Stück Verantwortung trägt. Die betrieblichen und psychischen Gefährdungsbeurteilungen müssen ausgebaut werden. Mit regelmäßigen Unterweisungen und Informationen sollen potentiell Betroffene auf allen Ebenen für das Thema Arbeitssicherheit sensibilisiert werden. Regelmäßig sollte überprüft werden, ob die ergonomische Arbeitsplatzausstattung und die persönliche Schutzausstattung noch den Anforderungen genügt. Im Unternehmen sollte ein integriertes Arbeitsschutzmanagement, beispielsweise nach ISO 45001, etabliert werden. Zudem kann die Sicherheitskultur in Unternehmen auch durch ein Anreizsystem gestärkt werden. Darüber hinaus ist auch ein hohes Maß an Transparenz hilfreich, um für die Anliegen der Arbeitssicherheit zu werben.

Partner in Sachen Arbeitssicherheit

In DOKTUS – die Betriebsärzte finden Sie einen erfahrenen und kompetenten Partner in Sachen Arbeitssicherheit und Betriebsmedizin. Wir helfen Ihnen weiter, wenn sie auf der Suche nach einer Betriebsärztin oder einem Betriebsarzt sind. Wir beraten sie in Fragen des psychischen Gefährdungsbeurteilung, für das wir unser Programm „Mind Care“ entwickelt haben. Sind Sie interessiert, dann rufen Sie uns an oder klicken Sie auf diesen Link.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: Fotolia

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