Schwarzes Brett in digital

Bekanntmachung

Was hat das Schwarze Brett mit dem Arbeitsschutz zu tun? Eine ganze Menge. Jeder Arbeitgeber hat nämlich eine sogenannte Aushangpflicht. Das heißt, er muss seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine ganze Reihe von Regeln und Gesetzen praktisch öffentlich zugänglich machen. Neben allgemeinen arbeitsrechtlichen Vorschriften und Regeln, gilt das vor allem für Regeln und Vorschriften, die für den Arbeitsschutz und den Schutz besonderer Beschäftigungsgruppen betrifft, wie beispielsweise Schwangere oder Mitarbeitende mit einem Handicap. Oft ist das Schwarze Brett der Ort der Wahl, an dem das zum Teil umfangreiche Regelwerk ausgehängt wird. Das ist einerseits sinnvoll, weil hier die meisten Mitarbeitenden herkommen, um sich zu informieren. Doch der eigentliche Zweck eines Schwarzen Brettes geht natürlich mit der Zeit verloren, wenn dort immer nur das Arbeitsschutzgesetz, die Unfallverhütungsvorschriften und ein Auszug des neunten Bandes des Sozialgesetzbuches aushängen. Immerhin ist es seit Anfang des Jahres möglich, der Aushangpflicht auch digital nachzukommen. DOKTUS erklärt die Details.

Das Problem mit analogen Aushängen

Der schöne, altmodische Aushang am Schwarzen Brett hat im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts dann doch so einige Nachteile. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten 50 Jahren gewaltig verändert. Papier spielt eine immer geringere Rolle, dafür das digitale Medium eine immer größere. Zudem ist der Arbeitsplatz nicht mehr zwangsläufig identisch mit dem Ort, an dem man tatsächlich arbeitet. In einer immer stärker ausdifferenzierten Arbeitswelt ist das Schwarze Brett auch längst nicht mehr der Treffpunkt, der große Marktplatz oder der Ort zentraler Firmenkommunikation. Wer im Homeoffice ist oder Telearbeit verrichtet, kommt oft Tage oder Wochen lang nicht an einem schwarzen Brett vorbei. Die schönsten Aushänge über aktuelle Arbeitsschutzmaßnahmen nutzen nichts, wenn man sie nicht liest.

Die Vorteile von digitalen Aushängen

Augenfällig ist natürlich zunächst einmal, dass keine Kosten für Druck und Papier entstehen. Grundsätzlich ist es ja eine Bestrebung, den Papierverbrauch aus Gründen des Umweltschutzes zu reduzieren. Aktualisierungen sind schnell gemacht. An einem klassischen schwarzen Brett ist es gar nicht ausgemacht, ob jeder die Aktualisierung eines Gesetzes zum Beispiel zum Arbeits- oder Jugendschutz mitbekommt. Auf einem digitalen Schwarzen Brett können Aktualisierungen über eine Push-Nachricht angekündigt werden. So ist gewährleistet, dass jeder Mitarbeiter auch stets auf dem neuesten Stand ist. Ein weiterer Vorteil in großen Unternehmen ist, dass die Pflichtaushänge einheitlich über alle Standorte verbreitet werden. Homeoffice und mobile Teams profitieren von einem erhöhten Informationsfluss durch digitale Aushänge. Verbessert wird zudem die Nachweispflicht gegenüber Behörden und Versicherungen. Bei einem Brand beispielsweise, bei dem das analoge schwarze Brett zerstört wurde, ist es nicht mehr nachweisbar, ob die Brandschutzbestimmungen auch tatsächlich vorschriftsmäßig aushingen.

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Hohe Hürden

Wer in seinem Unternehmen der Aushangpflicht auf digitale Weise nachkommen will, muss allerdings hohe Hürden überwinden. Die Anforderungen müssen überdies strikt eingehalten werden. Es gelten fünf Forderungen nach: 1. Zugänglichkeit, 2. Transparenz, 3. Information, 4. Sicherheit und 5. Nachweisbarkeit. Im Detail sieht das so aus: Zugänglichkeit: Alle Beschäftigten müssen jederzeit und ohne technische oder organisatorische Hürden vollen Zugriff auf die Informationen haben. Ein einfacher Link reicht nicht aus; die Informationen sollten im betrieblichen Intranet, über Apps oder auf digitalen Bildschirmen verfügbar sein. Transparenz: Die Dokumente müssen vollständig und klar gegliedert abrufbar sein. Kürzungen, Auszüge oder missverständliche Darstellungen führen zum Wegfall der Wirksamkeit. Informationspflicht: Ist ein Betriebsrat vorhanden, muss er vor Einführung der digitalen Aushänge informiert werden. Sicherheit: Technische Maßnahmen (z. B. Zugriffskontrollen, Authentifizierung) müssen verhindern, dass Unbefugte die Dokumente manipulieren oder löschen können. Nachweisbarkeit: Arbeitgeber sollten eine Dokumentation über die Bereitstellung und den Zugriff führen – etwa durch Zugriffsprotokolle, Screenshot-Archive oder Logfiles.

Und wie setzt man digitale Aushänge um

Vorab: einfach eine WhatsApp-Gruppe zu gründen, reicht noch nicht, um ein digitales Schwarzes Brett zu schaffen, das dann auch konform mit den digitalen Pflichtaushängen ist. Besser ist da das Intranet geeignet, in dem alles zentral über eine feste Menüübersicht abgerufen werden kann. Damit die Plattform auch mobil zugänglich ist, empfiehlt sich eine firmeneigene App oder ein browserbasiertes Portal. Es muss auch sichergestellt werden, dass auch ein Offline-Zugriff besteht, zum Beispiel mit geprüftem PDF-Download. Infoscreens in Pausenräumen, Kantinen, Wartebereichen oder Empfangshallen können ebenso hilfreich sein. Bei einer multikulturellen Belegschaft ist auch darauf zu achten, dass sie wichtigsten Informationen auch in anderen Sprachen zur Verfügung stehen. Schließlich gilt es noch, das Thema Schulung mit einzubeziehen. Was für jüngere Mitarbeitende oft selbstverständlich ist, mag manchem Boomer wie ein Buch mit sieben Siegeln vorkommen. Daher gilt, dass Kommunikation nicht nur über technische Geräte funktioniert, sondern auch heute noch klassisch von Mund zu Mund und Ohr zu Ohr.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: iStock, Crystaleyestudio

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