From Dust till Dawn – Staub war der Beginn der Arbeitsmedizin
Die Betriebsmedizin, als eigenständiges Fachgebiet der Medizin, dürfte doch eigentlich noch nicht so alt sein? War sie ein Produkt der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert? Wurde sie gar erst im 20. Jahrhundert zur anerkannten Disziplin? Die Antwort könnte überraschen. Tatsächlich gehört die Arbeitsmedizin zu den ältesten Fachbereichen überhaupt. Bereits die Ägypter setzten sich mit dem Thema Staublunge bei den Steinmetzen auseinander, ein Thema, dem sich auch der römische Gelehrte Plinius der Ältere widmete. Ob Hippokrates, Paracelsus oder Agricola – alle großen Mediziner von der Antike bis zur Renaissance haben sich mit dem Thema beschäftigt, wie Arbeit krank macht. Eine kleine Zeitreise mit DOKTUS.
Spezialisten mit Lungenschäden
Es ist schon erstaunlich, aber die Arbeitsmedizin hat unter anderem auch dazu beigetragen, eines der größten historischen Missverständnisse aufzuklären. Generationen gingen davon aus, dass die gewaltigen Monumente in Ägypten, wie die Pyramiden von Gizeh oder die Tempel von Karnak oder Abu Simbel von Sklaven errichtet wurden. Doch inzwischen weiß man es besser. Sie sind das Werk von hochqualifizierten Fachleuten – zum Beispiel von Steinmetzen. Dass diese Berufsgruppe anfällig für eine Staublunge war, war auch schon den alten Ägypten bewusst, und wurde auch intensiv untersucht, wie man aus Papyri weiß. Gemeine Sklaven hätte man dieses Aufwandes sicher nicht für würdig befunden. Heute kann man eine Staublunge übrigens mit modernen Methoden erkennen.
Am Staub erstickt
Mit der Staublunge beschäftigte sich auch der römische gelehrte Plinius der Ältere. Er war der Onkel des bekannteren Plinius des Jüngeren, dem wir einen detaillierten Bericht über den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 v.Ch. verdanken. Der ältere Plinius überlebte die Eruption nicht. Die Ironie der Geschichte will es, dass Plinius auf der Flucht vor dem Vulkanausbruch in der Nähe von Stabiae vermutlich am heißen Staub des Vulkans erstickte.
Der Vater der Arbeitsmedizin
Befragt man nun allerdings das Netz nach dem größten Meilenstein oder dem bedeutendsten Arbeitsmediziner, werden nicht Hippokrates oder Plinius oder Paracelsus genannt. Die Ehre gilt in diesem Fall ausdrücklich dem italienischen Arzt Bernadino Ramazzini, der von 1633 bis 1714 lebte. Schon der griechische Arzt Hippokrates hatte gefordert, dass bereits bei der Anamnese eines Kranken stets auch sein berufliches Umfeld zu betrachten sei. Ramazzini ging einen Schritt weiter. Er zeichnete in über 50 unterschiedlichen Berufen zum ersten Mal systematisch Berufskrankheiten auf. Im Jahr 1700 erschien seine Schrift: „De morbis artificum diatriba“. Eigentlich war es eine von Gottfried Wilhelm Leibniz inspirierte sozialkritisch Schrift. Darin wurden diese Krankheiten alle detailliert beschrieben. Bemerkenswerter ist jedoch die Art und Weise, wie dieses Werk entstand. Er befragte die Betroffenen nach ihren Arbeitsumständen, nach den Werkstoffen, mit denen sie hantierten, nach den Arbeitsabläufen und vielem anderen mehr. Diese Interviews waren für ihre Zeit einmalig. Damit legte Ramazzini den Grundstein für die heutige Betriebsmedizin. Seine Methoden haben bis heute nicht an Gültigkeit verloren. Damit ist er auch der eigentliche Begründer der Gefährdungsbeurteilung, die bis zum heutigen Tag auch vom kleinsten Betrieb beigebracht werden muss. Tatsächlich ist es so, dass an der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung, als auch an der psychischen Gefährdungsbeurteilung der jeweilige Betriebsarzt oder die Betriebsärztin mitwirken muss.
Betriebsärzte werden knapp
Inzwischen herrscht in Deutschland ein eklatanter Mangel an Betriebsärzten, der sich in den nächsten Jahren zumindest kaum ändern wird. Damit auch ihr Unternehmen bei einer Gefährdungsbeurteilung auf der sicheren Seite sind, nehmen sie den Service von DOKTUS in Anspruch. Mit einem deutschlandweiten Netzwerk von Betriebsärztinnen und Betriebsärzten versucht DOKTUS dem Mangel an dieser Art von Medizinern zu begegnen. Wenn auch Sie bei der Suche nach einer Betriebsärztin oder einem Betriebsarzt nicht weitergekommen sind, rufen Sie uns an oder klicken sie einfach auf diesen Link.
Peter S. Kaspar
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