Ein Spiegel namens Orgacheck

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Sie kennen das: Der Arbeitsschutz ist da – irgendwie. Es gibt eine Fachkraft, einen Betriebsarzt, ein paar Unterweisungen, vielleicht sogar einen Brandschutzhelfer mit Urkunde. Aber ob das Ganze auch als „organisiert“ durchgeht, ist eine andere Frage. Genau hier setzt der GDA-Orgacheck an. Und nein, das ist kein neues Buzzword aus dem Ministerium, sondern ein Werkzeug, das Betriebsärztinnen und Betriebsärzten, Fachkräften und Unternehmern gleichermaßen auf den Zahn fühlt. Entwickelt wurde er von der Leistungsgruppe der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA), die ihn zur 2. Periode ihrer Arbeit einführte. Der Orgacheck kann jedem Unternehmen die Frage beantworten, ob sein Arbeitsschutz nur auf dem Papier existiert oder tatsächlich lebt. Er ist sozusagen ein Spiegel des Unternehmens, der zeigt, wo der Arbeitsschutz stimmt und wo nicht. Wie das genau funktioniert und ob der Orgacheck wirklich etwas bringt, versucht DOKTUS, hier zu klären.

Der Weg zur Selbsterkenntnis führt über den Orgacheck

Der Orgacheck ist ein Selbstbewertungsinstrument, entwickelt im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Ziel: Die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes soll systematisch überprüft und verbessert werden. Klingt trocken, ist aber überraschend wirksam – wenn man ihn ernst nimmt. Das Tool besteht aus acht Handlungsfeldern, darunter Arbeitsschutzpolitik und -ziele, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, Integration in betriebliche Prozesse, Kommunikation und Beteiligung sowie Qualifikation und Schulung. Jedes Feld enthält Fragen, die mit „ja“, „nein“ oder „teilweise“ beantwortet werden. Das klingt banal, aber wer ehrlich antwortet, merkt schnell: Die Lücken sind nicht nur formell – sie sind strukturell.

Viele Betriebe glauben, Arbeitsschutz sei eine Sammlung von Einzelmaßnahmen. Ein Erste-Hilfe-Kasten hier, eine Unterweisung dort – fertig. Der Orgacheck zeigt: Ohne systematische Einbindung in die Unternehmensstruktur bleibt der Arbeitsschutz Flickwerk. Und das hat Folgen. Wer keine klaren Zuständigkeiten definiert, wird im Ernstfall nicht nur haftbar, sondern auch orientierungslos. Wer keine Ziele formuliert, kann nichts evaluieren. Und wer Kommunikation für überbewertet hält, darf sich nicht wundern, wenn Beschäftigte lieber googeln als zu fragen.

Vorsorge Bildschirm G 37

Was der Orgacheck alles kann

Was bringt der Orgacheck konkret? Erstens: Selbstreflexion. Der Betrieb erkennt, wo er steht – und wo er stehen sollte. Zweitens: Diskussionsgrundlage. Betriebsarzt, Fachkraft und Geschäftsführung können endlich über dasselbe reden. Drittens: Priorisierung. Nicht alles muss sofort perfekt sein. Aber man weiß, wo man anfangen sollte. Viertens: Nachweisbarkeit. Im Falle einer Prüfung durch Aufsichtspersonen kann der Orgacheck als Beleg dienen, dass man sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt.
In der Praxis läuft es oft so: Die Fachkraft bringt den Orgacheck mit, die Geschäftsführung rollt mit den Augen, der Betriebsarzt nickt wissend. Dann wird das Ding ausgefüllt – halbherzig. Ergebnis: „Teilweise“ dominiert. Und das ist, ehrlich gesagt, schon ein Fortschritt. Denn „teilweise“ heißt: Es gibt Ansätze. Es gibt Verantwortliche. Es gibt Kommunikation – manchmal. Und das ist besser als „nein“. Aber es ist auch ein Signal: Hier muss nachgebessert werden. Nicht mit Aktionismus, sondern mit Struktur.

So wird Arbeitsschutz ein ernstes Thema

Viele Kolleginnen und Kollegen haben schon berichtet, dass der Orgacheck in der Lage ist, Gespräche zu eröffnen. Nicht über Lärmpegel oder Bildschirmbrillen, sondern über Strategie. Über die Frage: Wie wollen wir Arbeitsschutz leben? Und wer trägt ihn? Denn Betriebsärztinnen und Betriebsärzte sind nicht nur medizinische Dienstleister. Sie sind Strategieberater im Schatten. Der Orgacheck gibt ihnen ein Werkzeug, das diesen Anspruch sichtbar macht.

Besser Struktur als Bauchgefühl

Der GDA-Orgacheck ist kein Formular für die Schublade. Er ist ein Spiegel. Und manchmal zeigt er Dinge, die man lieber nicht sehen will. Aber genau das macht ihn wertvoll. Wer ihn nutzt, erkennt: Arbeitsschutz ist kein Add-on – er ist Teil der Unternehmens-DNA. Oder sollte es zumindest sein. Wer also unsicher ist in Sachen Arbeitsschutz im eigenen Haus, kann die Realität ganz einfach testen: Ausdrucken, ausfüllen, diskutieren. Wenn jemand dabei bemerkt, dass der Arbeitsschutz im eigenen Haus mehr Bauchgefühl als Struktur ist – dann war der Orgacheck ein Erfolg.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: iStock, takasuu

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