Über den idealen Vorgesetzten
Die Zahl der Berufstätigen, die wegen psychischer Belastungen ausfallen, wächst immer weiter, wie jüngst eine Studie der DAK bestätigte. Der „Psychreport“ hat es sogar schon bis in die Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales“ bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD gebracht. Psychische Gefährdung am Arbeitsplatz ist das derzeit vermutlich am heißesten diskutierte Thema im Arbeitsschutz. Eine Schlüsselrolle bei jeglicher Gefährdung am Arbeitsplatz kommt stets dem Führungspersonal zu. Die Chefs müssen die Anforderungen an den Arbeitsschutz kennen und vor allem umsetzten. Häufig dreht es sich dabei um allgemeine Arbeitsschutzverordnungen, die durch Grenz- und Schwellenwerte gut definiert werden können. Das sieht bei der Psychischen Gefährdungsbeurteilung ganz anders aus. Die Benchmark wird hier nicht durch klare Zahlen festgelegt. Hier ist der menschliche Faktor mit all seinen Unwägbarkeiten entscheidend. Doch auch hier ist das Führungspersonal gewichtig. An ihm orientieren sich die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie also sieht der ideale Chef aus? DOKTUS schnitzt sich einen Chef (oder gerne auch eine Chefin) zurecht.
Das große Vorbild
Es gibt den von Führungspersönlichkeiten immer wieder zitierten Satz: „Ich verlange von meinen Mitarbeitern nichts, was ich nicht auch machen würde.“ Da ist zwar etwas dran, aber es bleibt ein zweischneidiges Schwert. Wenn sich die Situation tatsächlich einmal ergibt, dass der Chef die Ärmel hochkrempeln und selbst die Maschine oder das Steuer übernehmen muss, dann sollte es nicht nur klappen, sondern auch vorbildlich klappen. Den unumwundenen Respekt erhält er nur dann, wenn er es besser macht als all seine Untergebenen. Ist das Ergebnis nur gleich oder gar schlechter, war’s das auch schnell mit der Autorität. Wer also auf die Karte „Superman“ setzt, sollte sich seiner Sache schon sehr sicher sein. Doch selbst wenn er in eine Situation kommt, in der er all seine Fähigkeiten ausspielen kann, ist es noch immer nicht gesagt, dass er als Vorbild für einen guten Chef im Sinne der psychischen Gefahrenabwehr am Arbeitsplatz dient.
Das richtige Vorbild
Die klassische Vorbildrolle der Chefin oder des Chefs beinhaltet eine 60-Stundenwoche, permanente Verfügbarkeit und das Streichen des Wortes „krank“ aus dem persönlichen Wortschatz. Das ist genau das falsche Vorbild! Es liegt in der Verantwortung eines jeden Vorgesetzten, dass seine Mitarbeitenden am Abend ihren Arbeitsplatz als durch und durch gesunde Menschen wieder verlassen. Verlassen sie ihn gekränkt oder verletzt, sind sie notwendigerweise nicht mehr gesund. Mindestens die seelische Struktur hat einen Kratzer abbekommen. Ob aus dem Kratzer am Ende eine klaffende und gefährliche Wunde wird, oder ob von ihm am nächsten Tag kaum noch etwas zu sehen ist, liegt letztlich auch an den Führungsqualitäten des leitenden Personals. An ihm liegt es auch, ob aus dem Arbeitsplatz ein angstfreier Raum mit angenehmer Arbeitsatmosphäre wird. Hier ist dann tatsächlich auch die Führungsperson als Vorbild gefragt. Ein freundlicher und wertschätzender Umgangston mit dem Kollegen setzt den Standard für alle Mitarbeitenden. Nicht weniger wichtig ist auch eine klare und offene Kommunikation, in der auch Konflikte produktiv und verletzungsfrei ausgetragen werden können. Dass Führungskräfte möglicherweise häufiger in die Verlegenheit kommen, Überstunden ableisten zu müssen, liegt in der Natur der Sache. Doch die dürfen bei der Belegschaft nicht als Selbstverständlichkeit und nachahmenswert erscheinen.
Wer krank ist, ist krank
Es ist seit Jahren eine Unsitte in deutschen Unternehmen, dass sich Mitarbeitende krank ins Unternehmen schleppen, um damit fälschlicherweise ihre Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber zu unterstreichen. Das Gegenteil sollte der Fall sein. Wer krank zu Arbeit kommt, schadet oft dem Unternehmen, sei es, dass die eigene Leistungsfähigkeit nur unzureichend ist, sei es, dass andere Kolleginnen und Kollegen angesteckt werden. Auch hier können Chefinnen und Chefs Vorbild sein – indem sie eben nicht mit 38,9° Fieber hinter dem Schreibtisch sitzen, sondern sich auskurieren, bis sie wieder voll einsatzfähig sind.
Mind-Care hilft auch dem Chef
Mit dem Programm Mind-Care unterstützt „DOKTUS – die Betriebsärzte“ bei der Erstellung einer effektiven und sicheren Psychischen Gefährdungsbeurteilung. Sie ist auch wichtig für das Führungspersonal, das aus den Ergebnissen die entsprechenden Schlüsse ziehen und gegebenenfalls den Führungsstil im ein oder anderen Punkt auch anpassen kann. Letztlich geht es darum, dass gesunde Mitarbeitende auch gesunde Unternehmen machen. Sind Sie interessiert, klicken Sie auf diesen Link oder rufen Sie uns an.
Peter S. Kaspar
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