QR mit Sicherheit
Sie sind inzwischen allgegenwärtig und nehmen starken Einfluss auf unser alltägliches Leben. Zugfahren und Fliegen sind ohne sie nicht mehr möglich. Sie prangen auf großen Plakaten in der Ecke, werden bei Fernsehübertragungen eingeblendet oder finden sich auf Verpackungen wieder. Im Postversand verdrängen sie inzwischen die gute alte Briefmarke. Die Rede ist von QR-Codes. Die kleinen, kryptischen, schwarzweißen Labyrinthe transportieren eigentlich nur Informationen. Doch das gibt ihnen eine enorme Wirkmacht. Die kann auch ausgezeichnet im Sinne der Betriebssicherheit, des Arbeitsschutzes und der Betriebsmedizin eingesetzt werden. Wie das funktioniert und warum die Technologie mitunter auch gefährlich sein kann, erklärt DOKTUS.
Ein Helfer in der Not
Piktogramme sind sicher eine feine Sache, Aushänge können auch ganz hilfreich sein, doch im Ernstfall ist ihr Informationsgehalt oft gering und im Falle von Aushängen häufig auch nicht mehr aktuell. Kommt es im Betrieb zu einem Unfall, dann helfen diese Dinge nur optimal, wenn der Ernstfall regelmäßig trainiert wurde. QR-Codes hingegen können sich in einem Notfall sehr schnell als wichtige Helfer in der Not entpuppen. Einmal abgescannt, können sie nun theoretisch alle Informationen zur Verfügung stellen, die notwendig sind, um Leben und Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen. Auf einen Blick ist zu sehen, wo sich Notfalleinrichtungen wie Verbandskästen, Feuerlöscher oder Defibrillatoren befinden. Wer sich unsicher ist, findet auf seinem Handy nun auch Kurzanleitungen, wie ein Feuerlöscher oder Defibrillator zu bedienen ist. Auch praktische Tipps für die erste Hilfe können hier hinterlegt werden. Doch nicht nur zur Weitergabe von Informationen ist eine QR-Lösung für den Katastrophenfall gut. Da sich jeder Mitarbeiter mit seinem eigenen QR Code überall, wo es ein Eingabegerät gibt, einloggen kann, ist es vergleichsweise viel einfacher festzustellen, ob alle Mitarbeitenden vollzählig sind oder ob jemand fehlt.
Chancen für die Betriebsmedizin
Betriebsmedizin hat mehr mit Information als mit Heilung zu tun, soll sie doch in erster Linie verhindern, dass Beschäftigte wegen ihres Berufes erkranken. Immer wieder müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber unterrichtet werden, welche potentiellen Gefahren ihre Arbeitsstelle mit sich bringt und an welche Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen sie sich halten müssen. Auch hier kann ein QR-gestütztes System den Betriebsärztinnen und Betriebsärzten weiterhelfen. So können Beratungen und Unterstützungsangebote gezielt und personalisiert weitergegeben werden. Das System erkennt auch, inwieweit die angebotene Unterstützung angenommen wurde. Ist das nicht der Fall, kann der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin nachhaken oder das Angebot individuell anpassen. Besonders hilfreich kann sich ein QR-gestütztes System bei beruflichen Eingliederungsmaßnahmen (BEM) erweisen, wenn Mitarbeiter nach langer krankheitsbedingter Abwesenheit wieder zurück in den Beruf geführt werden. Einerseits können sie mit gezielten Informationen versorgt werden, zum Beispiel über Veränderungen und Neuerungen am Arbeitsplatz, andererseits kann ihre Reintegration ins Arbeitsleben aktiv unterstützt und gesteuert werden.
Grenzen und Gefahren
Der Einsatz von QR-Codes ist allerdings nicht ohne Risiken, auch nicht, wenn es „nur“ um Themen wie Arbeitsschutz und Gesundheit geht. QR-Codes können gefälscht oder missbraucht werden. Auf diese Art und Weise kann Schadsoftware in das IT-Systems eines Unternehmens gelangen. Es kann auch genutzt werden, um falsche Informationen zu verbreiten. Es gibt allerdings wirksame Schutzmaßnahmen, um solche Gefahren zu minimieren oder ganz auszuschließen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der bedacht werden muss, sind die Grundlagen des Datenschutzes, die über falsch angewandte QR-Lösungen schnell ausgehebelt werden können. Die Technologie bietet tatsächlich ein hohes Potential, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überwachen. Auch wenn es Unternehmerinnen und Unternehmer gibt, die darin eine gewisse Verlockung sehen, birgt es große Risiken, sie auf diese Weise einzusetzen. Einerseits kann sich ein Unternehmen mit dem Gesetz in Konflikt bringen, denn die Datenschutzgrundverordnung soll ja gerade Überwachung verhindern und informelle Selbstbestimmung gewährleisten. Andererseits kann ein Unternehmen auch den Betriebsfrieden ganz schnell empfindlich stören, wenn es auf diesen Weg setzt. Zudem würde es die Akzeptanz der Belegschaft bei der Einführung neuer Technologien erheblich mindern, was sich am Ende wohl ebenfalls negativ für die Firma auswirken würde.
Hilfreiche Technologie mit Bedacht einsetzen
So bleibt das Fazit, dass es sich beim Einsatz von QR-Codes auch in der Betriebsmedizin und der Arbeitssicherheit um ein Stück sehr hilfreicher Technologie handeln kann. Allerdings gilt es zu bedenken, dass sich auch Türen zum missbräuchlichen Gebrauch öffnen können. Diese Türen gilt es zu identifizieren und so zu verschließen, dass kein Störenfried hindurch passt.
Peter S. Kaspar
Bildquelle: iStock, Dragon Claws









